CSD Dortmund 2015

Nach dem Erfolg von Essen folgte 3 Wochen später die Schande von Dortmund. Kurz vor dem CSD wurden wir vom Orga-Team gezwungen, unseren Stand zu zensieren. Da war wem aus dem Rathaus unser CSD Historie Content nicht richtig bekommen, Stichwort "Tabu-Brecher". Aufklärung durch OP-Bilder, sowas geht ja nun wirklich nicht. Genau genommen in Essen schon, nur in Dortmund fing dann die falsche Prüderie an. Und wir mussten die Bilder verdecken... Dem Orga-Team am liebsten: Alles mit Decken zuhängen, Prüderie-Burka für den ganzen Stand. Aber nicht mit uns. Also haben wir 3 Tage Abdeckklappen für über die Bilder gebastelt, idiotisch, peinlich, irgendwie erniedrigend, aber es gab keinen Grund, Trans-Eltern auszuladen, also waren wir dabei...

Unser Stand, teils bis zur Bedeutungslosigkeit zensiert von Prüderie aus den "eigenen" Reihen von LGBTI...






Irgendwie lächerlich: Bunt schrille Provokation allerorten, unlautere Partei-Werbung à la "wählt den und den und die und die nicht, damit Schwule und Lesben endlich heiraten dürfen" auf jedem CSD, Tuntenkram auf der Bühne... aber wenn Transsexuelle aufklären wollen über Missstände in Kostenübernahme und chirurgischer Qualität in Deutschland, dann wird man dafür aus den "eigenen" Reihen maultot zensiert. Einfach traurig.

 

Unsere nächste Idee: Gedenken an all die ermordeten NGS-Frauen und NGS-Männer weltweit:

Am Ende des Tages war schlicht und ergreifend nur 1 Cent (!) im Körbchen. Stattdessen wurde sich darüber beschwert, daß die Schriftwahl viel zu provokativ sei und man sich doch bitteschön etwas zurückhaltender dazu äußern solle. Ehrliches trauern und Gedenken ist also nicht erwünscht. Das also dazu wie mit der Wahrheit umgegangen wird!

 

Und wieder ein weiterer Star in unserem Angebot: Der große Aktenordner mit OP-Ergebnissen von NGS-Frauen weltweit. Natürlich immer schön zugeklappt, also wieder kein Grund uns vom CSD auszusperren.

 

Eine weitere sehr schöne Aktion. Da wir bis zur Bedeutungslosigkeit zensiert wurden und Selfmademan ob der geringen Anziehungskraft des Standes durch die Zensur einen Heulkrampf bekommen hatte und von den beiden Mädels getröstet werden mußte, haben es sich diese beiden jungen Frauen, die gerade dabei sind Mediengestaltung zu studieren, nicht nehmen lassen, uns in dieser Hinsicht zu unterstützen. Da sie in der Nähe wohnten, sind sie flux nachhause geflitzt, haben ihr Werkzeug geholt und ganz spontan in unserem Infostand angefangen zu malen. Sie wollten etwas für unseren Stand kreieren, das eine gute Fernwirkung bringt und damit Leute von weiter weg anlocken kann. Hat funktioniert.

Richtig gut geworden und wird ab sofort bei allen zukünftigen CSDs verwendet. Mädels, ich danke euch! :-)

 

Kurz vor Schluß haben wir es dann doch nochmal geschafft ein paar weitere Leute neugierig zu  machen. Und wieder wurde die Collage sehr genau inspiziert.


Trans-Eltern steht zu seiner Linie, hautnah 1:1 direkt, traut sich was, und wehrt sich. Auch gegen die Zensur und den Veranstalter, wenn muss. Klar hatten wir auf jede Klappe drauf geschrieben, dass die CSD-Leitung uns zensiert hat, nicht dass die Besucher uns noch für die prüde Henne halten, den Gefallen wollten wir schon gar niemandem tun. Und Trans-Eltern legt auch hier explizit den Finger in die Wunde und wehrt sich:

Soll es doch ruhig jeder wissen, was passiert ist: Wir wurden zensiert, und das auf einer Veranstaltung gegen Stigma und für Aufklärung, und das vom akzeptanzfordernden Veranstalter selbst.

 

Kleines Vorkommnis am "Rande": Da es für die jungen Schwulen und Lesben keine altersgerechten Angebote gibt und auch die Musik nicht gerade was für die jüngere Generation ist, haben sie es sich auf der Rathaustreppe gemütlich gemacht und dort ihre eigene Party gefeiert, die dann im Komasaufen geendet hat.

 

Hier mal die Situation rangezoomt. Es mußten sogar Polizei und Rettungssanitäter gerufen werden um die frustrierten bis zur Besinnungslosigkeit betrunkenen Jugendlichen vom Platz entfernen zu können. Dabei weiß die Stadt Dortmund seit längerem daß dieses Problem besteht (es war Gespräch am runden Tisch, welches wir mal verfolgt hatten), getan wurde aber nichts dagegen.

Fazit und Bilanz: Das war also das traurige Ende vom Dortmunder CSD 2015. Ohne Worte!