2010: Sexual differentiation of the human brain in relation to gender identity and sexual orientation
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/21094885/
Ivanka Savic, Alicia Garcia-Falgueras, Dick F. Swaab
Abstract
It is believed that during the intrauterine period the fetal brain develops in the male direction through a direct action of testosterone on the developing nerve cells, or in the female direction through the absence of this hormone surge. According to this concept, our gender identity (the conviction of belonging to the male or female gender) and sexual orientation should be programmed into our brain structures when we are still in the womb. However, since sexual differentiation of the genitals takes place in the first two months of pregnancy and sexual differentiation of the brain starts in the second half of pregnancy, these two processes can be influenced independently, which may result in transsexuality. This also means that in the event of ambiguous sex at birth, the degree of masculinization of the genitals may not reflect the degree of masculinization of the brain. There is no proof that social environment after birth has an effect on gender identity or sexual orientation. Data on genetic and hormone independent influence on gender identity are presently divergent and do not provide convincing information about the underlying etiology. To what extent fetal programming may determine sexual orientation is also a matter of discussion. A number of studies show patterns of sex atypical cerebral dimorphism in homosexual subjects. Although the crucial question, namely how such complex functions as sexual orientation and identity are processed in the brain remains unanswered, emerging data point at a key role of specific neuronal circuits involving the hypothalamus.
Übersetzung:
Sexuelle Differenzierung des menschlichen Gehirns in Bezug auf Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung
Abstrakt
Es wird angenommen, dass sich das fötale Gehirn während der intrauterinen Periode durch eine direkte Wirkung von Testosteron auf die sich entwickelnden Nervenzellen in männlicher Richtung oder durch das Fehlen dieses Hormonschubs in weiblicher Richtung entwickelt. Demnach sollen unsere Geschlechtsidentität (die Überzeugung, dem männlichen oder weiblichen Geschlecht anzugehören) und unsere sexuelle Orientierung bereits im Mutterleib in unsere Gehirnstrukturen einprogrammiert werden. Da die Geschlechtsdifferenzierung der Genitalien jedoch in den ersten beiden Schwangerschaftsmonaten stattfindet und die Geschlechtsdifferenzierung des Gehirns in der zweiten Schwangerschaftshälfte beginnt, können diese beiden Prozesse unabhängig voneinander beeinflusst werden, was zu einer Transsexualität führen kann. Dies bedeutet auch, dass bei zweideutigem Geschlecht bei der Geburt der Grad der Vermännlichung der Genitalien möglicherweise nicht den Grad der Vermännlichung des Gehirns widerspiegelt. Es gibt keinen Beweis dafür, dass das soziale Umfeld nach der Geburt einen Einfluss auf die Geschlechtsidentität oder die sexuelle Orientierung hat. Daten zum genetischen und hormonunabhängigen Einfluss auf die Geschlechtsidentität sind derzeit divergierend und liefern keine überzeugenden Informationen über die zugrunde liegende Ätiologie. Inwieweit die fetale Programmierung die sexuelle Orientierung bestimmen kann, ist ebenfalls umstritten. Eine Reihe von Studien zeigen Muster von geschlechtsatypischen zerebralen Dimorphismen bei homosexuellen Probanden. Obwohl die entscheidende Frage, nämlich wie so komplexe Funktionen wie sexuelle Orientierung und Identität im Gehirn verarbeitet werden, unbeantwortet bleibt, weisen neue Daten auf eine Schlüsselrolle spezifischer neuronaler Schaltkreise hin, an denen der Hypothalamus beteiligt ist.